Jan Ingenhousz (1730 - 1799)
Der niederländische Arzt und Naturforscher Jan Ingenhousz wurde im Jahr 1730 in Breda (Niederlande) geboren. Er hat zahlreiche Phänomene untersucht und für die heutige Naturwissenschaft und Medizin wichtige Grundlagen erforscht. Dazu gehören Sauerstoff und Kohlendioxyd sowie die Anfänge der Photosynthese. Zudem hat er das Feuerzeug erfunden und das Deckglas zum Mikroskopieren.
Der berühmte Naturforscher Alexander von Humboldt schrieb über Ingenhousz: "Herr Ingenhouszen gehört zu der kleinen Zahl arbeitender Physiker, welche das fruchtbare Talent besitzen, nicht nur einzelne Gegenstände mit bewundernswürdiger Anstrengung zu verfolgen, sondern auch jede neue Erscheinung (statt sie isoliert zustellen) harmonisch mit den älteren zu verbinden. Seine Schriften lehren, daß er den großen Zweck aller Naturforschung, dies Zusammenwirken der Kräfte, zu untersuchen, nie aus den Augen verliert".
Biografie
Jan Ingenhousz wurde am 8. Dezember 1730 in Breda (Niederlande) als Sohn eines Kaufmanns geboren.
1746, mit 16 Jahren, begann er das Medizinstudium an der Universität von Löwen. Sein besonderes Interesse galt dabei der Pockenschutzimpfung, deren Kenntnis die adlige englische Schriftstellerin Mary Wortley Montagu aus dem Osmanischen Reich nach England mitbrachte. Zudem faszinierte ihn das Thema Elektrizität. Diese Interessen sollten ihn später noch weit bringen. Doch zunächst verlängerte er nach seiner Promotion im Jahr 1753 seine Studienjahre: er studierte weitere 2 Jahre, zunächst Physik an der Universität von Leyden und anschließend Chemie in Paris und Edinburgh. Anschließend ließ er sich in seiner Heimatstadt Breda als praktischer Arzt nieder.
Zwölf Jahre später (1765) lud ihn der Präsident der Royal Society, der englische Arzt John Pringle nach London ein. Ingenhousz übersiedelte nach London und lernte dort unter anderem Benjamin Franklin und Joseph Priestley kennen.
In London wurde Ingenhousz schnell berühmt. Er experiemente mit verschiedenen Materialien, um deren elektrische Leitfähigkeit und megnetische Wirkung zu untersuchen. 1766 konstruierte er einen Generator für statische Elektrizität. Später (1775) berichtete er über seine Untersuchungen am Zitterrochen. (Siehe dazu auch: Alessandro Volta, Erfinder der Batterie)
Vorreiter beim Thema Impfung
Besonderes Aufsehen riefen jedoch seine medizinischen Fähigkeiten hervor. Er immunisierte Hunderte von Menschen, die von Pocken bedroht waren. Damals bestand die Impfung darin, die Haut mit einer Nadel zu stechen, die in den Eiter der Wunde einer infizierten Person getaucht worden war. Die Pockenviren bzw. das Serum mit noch lebenden Viren entnahm er dabei von Menschen, bei denen die Krankheit relativ glimpflich verlief. Seine medizinischen Erfolge wurden bis in höchste Kreise gerühmt, und so impfte Ingenhousz schließlich sogar die Familie von König Georgs III.
Die österreichische Kaiserin Maria Theresia hörte von diesen Leistungen und ließ Ingenhousz nach Wien holen. Dort impfte er die gesamte habsburgische Familie. Die Kaiserin ernennte ihn 1768 zu ihrem Hofarzt, was ihm ein ansägliches Einkommen sicherte (5000 Gulden pro Jahr).
In Wien heiratete Ingenhousz die Schwester des berühmten Botanikers Nicolaus von Jacquin.
Aufgrund seiner Interessen für Elektrizität und Magnetismus beschäftigte er sich zudem mit dem Thema "Blitzableiter". Kaiser Joseph II war sehr daran interessiert, sein kaiserliches Pulvermagazin in der Hofburg möglichst gut zu schützen.
1769 wurde Jan Ingenhousz Mitglied der Royal Society in London.
Entdecker der Photosynthese
Sein Interesse ging jedoch über die Impfung und sogar über die Medizin hinaus.
Joseph Priestley hatte 1774 die Luft erforscht und dabei das Element Sauerstoff entdeckt. Er erkannte zudem, "dass faulige Luft durch Pflanzen wieder aufgefrischt werden konnte". Es war jedoch unklar, wie das zustande kam.
Ingenhousz entwickelte diesen Forschungsansatz weiter und führte zahlreiche differenzierte Versuchsreihen durch. Dabei entdeckte er schließlich, dass die grünen Blätter von Pflanzen ...
- in der Dunkelheit Kohlendioxyd abgeben, aber
- im Sonnenlicht Sauerstoff abgeben.
Er beobachtet zudem, dass der Kohlenstoff, den die Pflanzen zum Wachstum baruchen, nicht aus dem Boden stammt. Wenn man zum Beispiel eine Eiche in ein Weinfass pflanzt, kann sie im Laufe der Jahre um ein Vielfaches größer werden als das Fass. Die Stoffe für das Wachstum können unmöglich nur aus der Erde in dem Faß stammen. Er kombinierte folgerichtig, dass die Pflanzen den Kohlenstoff aus der Luft, eben als Kohlendioxyd, aufnehmen. Die Energie für diesen Umwandlungsprozess beziehen die Pflanzen offensichtlich aus dem Licht.
1779 kehrte Jan Ingenhousz aus Wien nach London zurück. Er veröffentlichte die Ergebnisse seiner Forschungen an den Gasen in der Schrift Experiments „upon …“. Damit beeinflusste er maßgeblich die weitere Erforschung der Pflanzenwelt in den folgenden Jahrhunderten, insbesondere die Photosynthese. Er kann daher als "Entdecker der Photosynthese" bezeichnet werden.
Schriften (Auswahl):
- 1779: "Experiments Upon Vegetables, Discovering their Great Power of Purifying the Common Air“ („Versuche mit Pflanzen, Entdeckungen über ihre großartige Fähigkeit, Luft zu reinigen“)
- 1796: „On the Nutrition of Plants and the Fruitfulness of the Earth“ („Über Ernährung der Pflanzen und Fruchtbarkeit des Bodens“, Einleitung von A. von Humboldt).
1785 beschrieb er das stochastische Verhalten von Holzkohlestäubchen auf Alkohol und ist damit der wahre Entdecker der Brownschen Molekularbewegung.
1789 führte er die ersten zuverlässigen Versuche zur Wärmeleitfähigkeit von metallenen Stäben durch.
Ingenhousz starb am 7 September 1799 im Alter von 69 Jahren.
Weitere Erfindungen von Jan Ingenhousz
„Nebenbei“ erfand Ingenhousz einige sehr nützliche Dinge:
- das Feuerzeug: um bei seinen Experimenten Stoffe zu entzünden, nutze er anfangs den üblichen "Zündschwamm": Das war jedoch lästig, und so entwickelte er einen Mechanismus, bei dem ein mit Wasserstoff gefülltes Fläschchen mit Hilfe eines elektrischen Funkens eine Flamme erzeugte (elektrische Pistole). Allerdings hat sich seine Feuerpistole nicht durchgesetzt. Das "moderne" Feuerzeug wurde erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts von dem Österreicher Carl Auer von Welsbach entwickelt.
- das Deckglas, mit dem beim Mikroskopieren das Präparat auf dem Objektträger abgedeckt wird.
Google Doodle zu Ehren von Ingenhouse
Anlässlich seines 287. Geburtstages ehrt Google den berühmten Naturforscher am 8. Dezember 2017 mit einem Google-Doodle auf der Startseite der Suchmaschine. Das umgestaltete Logo zeigt eine Zeichnung, auf der neben Ingenhouse eine Sonne sowie eine schematische Pflanze mit Blatt zu sehen ist.
Die Grafik veranschaulicht das Grundprinzip der Photosynthese: Die Pflanze wandelt Wasser (H2O, aus dem Boden) sowie Kohlendioxyd (CO2 aus der Luft) in Traubenzucker (C6 H12 O2, Glucose) um. Als Abfallprodukt setzt sie Sauerstoff ( O2 ) frei, der für atmende Organismen fundamental wichtig ist. Die für diesen Umwandlungsprozess benötigte Energie stammt aus den Lichtstrahlen der Sonne.
Quellen
- Robert W. Rosner (Scienceblogs.at): Jan Ingenhousz, Leibarzt Maria Theresias und Entdecker der Photosynthese
- The Royal Society: Jan Ingenhousz (en.)
- Wikipedia: Jan Ingenhousz (en.)
- Spektrum.de: Ingenhousz, Jan
- Google: 287. Geburtstag von Jan Ingenhousz