Anton Janscha (1734 - 1773)
Anton Janscha (Anton Janša) war ein "Bienenwirt" und gilt als Pionier in der Bienenzucht. Sein Geburtstag am 20. Mai 1734 wurde von den Vereinten Nationen als Datum für den Weltbienentag ausgewählt. Er hat zahlreiche Erfindungen gemacht und zwei Bücher über die Bienen und deren Zucht verfasst. Wesentliche Erkenntnisse über das Leben und Wirken von Anton Janscha stammen von dem österreichischen Geschichtsschreiber Anton Linhart (1756 - 1796). Linhart schreibt: "Er [Anton Janscha] war ein Maler und Bienenwirth aus Krain, beides ohne kunstgemäße Erziehung, konnte weder deutsch, weder lesen noch schreiben, kam nach Wien, zeichnete sich als Maler so sehr aus, daß er die Aufmerksamkeit der verewigten Kaiserin Maria Theresia an sich zog, errichtete eine Bienenschule."
Biografie
Anton Janscha (Anton Janša oder manchmal Jantscha) wurde am 20. Mai 1734 in Rodein, Bezirk Radmansdorf in Oberkrain (heute: Bresniza in Slowenien) geboren. Seinerzeit gehörte diese Region zur österreichischen K&K Monarchie. Genau genommen ist sein exaktes Geburtsdatum gar nicht bekannt, aber sicher ist, dass er am 20. Mai 1734 getauft wurde. Da man seinerzeit - aus religiösen Gründen - nicht viel Zeit zwischen Geburt und Taufe verlieren wollte, ist es wahrscheinlich, dass er an diesem Tag oder am Vortag geboren wurde.
Er hatte zwei Brüder: Valentin (1743 - 1811) und Lorenz (1744 - 1812). Über seine Mutter ist nichts bekannt. Der Vater war Bauer, der sich auf die Zucht von Bienen spezialisiert hatte. Er pflegte und bewirtschaftete wohl über 100 Bienenstöcke. Im Hause der Janschas versammelten sich regelmäßig Bienenzüchter und Imker aus der Umgebung, um über die Bienen zu diskutieren und um die Bienenzucht zu verbessern. Es liegt nahe, dass der kleine Anton schon früh die "Bienenluft" geschnuppert hat.
Die Brüder besuchten keine Schule und lernten insofern auch nicht lesen und schreiben. Anton arbeite zunächst auf dem Hof des Vaters und lernte sehr viel über Bienen und das Imker-Handwerk.
Ausbildung zum Künstler
Als die Brüder heranwuchsen stellte sich heraus, dass sie begabte Zeichner waren. Daher beschlossen sie, sich trotz fehlender Grundkenntnisse an der K & K Akademie der bildenden Künste in Wien zu bewerben (vermutlich Anfang der 1860er Jahre). Sie wurden an der Kunstakademie angenommen und erlernten in einer dreijährigen Ausbildung das Handwerk des Kupferstechers. Sein Bruder Lorenz wurde ein bekannter Kupferstecher und Maler und später als Professor an die Wiener Kunstakademie berufen (1796). Auch Valentin wurde Zeichenlehrer in Wien.
Der zehn Jahre ältere Anton Janscha wählte einen anderen Weg. Er hatte zwar ein gutes zeichnerisches Talent, aber es zog ihn zurück zu seinen Bienen. Er wurde hauptberuflich Bienenzüchter - bzw. wie er sich selber nannte: "Bienenwirt".
Janscha wird Leiter der Kaiserlichen Bienenschule
Im Jahr 1769 beschloss die österreichische Kaiserin Maria Theresia, eine kaiserliche Bienenschule zu eröffnen. Die niederösterreichische Ökonomiegesellschaft wurde mit der Durchführung beauftragt, die Anton Janscha als Direktor vorschlug. Offenbar hatten sich die Janschas in Wien nicht nur als Künstler, sondern auch als Bienen-Experten ins Gespräch gebracht. Und Anton hatte fast sein gesamtes Leben mit den kleinen, fleißigen Tierchen verbracht.
Janscha war inzwischen 35 Jahre alt und ein hervorragend geeigneter Kandidat. Das einzige Manko war: er konnte immer noch nicht richtig deutsch (was die erforderliche Amtssprache war). Dennoch wurde er am 7. April 1770 per kaiserlichem Hofdekret zum Direktor der Bienenschule ernannt - man stellte ihm Anfangs einfach einen Dolmetscher zur Seite. Die neu gegründete Schule wurde in den Wiener Augarten verlegt und erhielt den Namen Theresianische Imkerschule.
Janscha lernte zügig Deutsch, so dass er nicht nur vor Studenten, sondern auch vor den Mitgliedern des Adels und des Bürgertum Vorträge über Bienen halten konnte. So wurde er schnell über die Grenzen hinaus bekannt. Seine wohl bekannteste Erfindung ist die "bewegliche Wabe" - einen Bienenstock in Zargenbetriebsweise (siehe unten).
Anton Janscha als Bienenwissenschaftler
Janschas Hauptinteresse galt der Erforschung der Bienen. Erst durch seine Untersuchungen wurden viele Verhaltensweise wirklich bekannt und plausibel. Ein Schwerpunkt lag dabei auf der Bienenkönigin (Weisel). Er erforschte den Paarungsvorgang der Bienen und entdeckte dabei u.a. Folgendes:
- Die Bienenkönigin besitzt an ihrem Hinterleib zwei Chitinplatten, die sich erst bei der Paarung ablösen und abgestoßen werden.
- Die Bienenkönigin wird fliegend in der Luft befruchtet.
- Sie fliegt so lange in die Höhe, bis ihr nur noch wenige Drohnen folgen können.
- Sie wird von mehreren Drohnen befruchtet.
- Wenn eine neue Weisel (Bienenkönigin) schlüpft, verlässt die alte Bienenkönigin den Stock und schwärt mit dem sog. Vorschwarm aus. Sie überlässt den bisherigen Bienenstock also der neuen, noch unbefruchteten Weisel.
- In jeder Brutwabe herrscht eine gewisse Ordnung bei der Verteilung des Honigs, des Pollens und der Brut.
Aus diesen Beobachtungen und Erkenntnissen entwickelte Anton Janscha zahlreiche Anleitungen, Vorrichtungen und Erfindungen:
- In seinen Aufzeichnungen entwickelte er eine spezielle Methode für die "Weiselzucht", also die gezielte Nachzüchtung neuer Königinnen.
- Daneben beschrieb er den Umgang mit drohnenbrütigen Bienenvölkern (Bienenvolk ohne fruchtbare Königin).
- Zudem erfand er eine spezielle Fangvorrichtung zum Einfangen von Bienenschwärmen, die im Prinzip noch heute gebräuchlich ist, den sog. Schwarmfängerstock.
Erfindung des Krainer Bauernstockes
Die wohl wichtigste Erfindung von Anton Janscha ist der sog. Krainer Bauernstock. Es handelt sich dabei um einen Kasten, bei dem man sowohl die Vorderwand als auch die Bodenwand abnehmen konnte.
Mit diesem besonderen Bienen-Kasten konnte man ins Innere des Bienenstocks schauen, ohne die Waben zu beschädigen. Seither kann die Gesundheit des Bienenvolkes viel besser und effektiver geprüft werden.
Ein weitere Vorteil dieser Bauweise: man konnte nun mehrere Bienenvölker direkt übereinander stapeln.
Wie konkret die Beschreibungen in Janschas Buch "Vollständige Lehre von der Bienenzucht" war, kann man an der folgenden Bauanleitung für einen Krainer Bauernstock sehen:
Tod und Nachwirkungen
Anton Janscha starb am 13. September 1773 in Wien, er wurde nur 39 Jahre alt. Sein Schüler Josef Münzberg veröffentlichte seine beiden bahnbrechenden Bücher:
- Abhandlung vom Schwärmen der Bienen (1771)
- Vollständige Lehre von der Bienenzucht (1775)
Am 8. April 1775 wurde ein Gesetz zur Förderung der Bienenzucht erlassen, um den Ausbau der österreichischen Imkerei zu fördern.
1799 wurde per kaiserliches Dekret die Anpflanzung von Bienentrachtpflanzen empfohlen.
Weltbienentag
Die Bienen sind heute eine bedrohte Tierart. Immer mehr Bienenvölker sterben. Das betrifft vor allem die Wildbienen. Die Vereinten Nationen (die Uno) haben daher im Jahr 2017 den 20. Mai als offiziellen Weltbienentag ausgerufen. 2018 wird er zum ersten mal begangen.
Haupt-Ursache für das Bienensterben ist die intensive Landwirtschaft. So werden nach wie vor viele Felder mit Pflanzenschutzmitteln gedüngt, die für viele Insekten tödlich sind. Die Bauern wollen damit ihre Erträge steigern.
Die Monokulturen in der Landwirtschaft bergen aber noch ein weiteres Problem: so sind bei Raps, Sonnenblumen etc. zwar gigantische Nahrungsquellen zur Verfügung - aber leider nur für kurze Zeit. Nur ein paar Wochen blühen diese Nutzpflanzen. Anschließend werden die Felder abgeerntet - und die Bienenvölker, die zuvor in Saus und Schmaus gelebt haben, finden plötzlich keine alternativen Nahrungsquellen mehr. Denn die Felder liegen anschließend brach. Millionen von Wildbienen verhungern dann letztlich, weil sie nur einen begrenzten Radius haben (ca. 5 - 6 km). Bienen brauchen Mischvegetationen mit vielen verschiedenen Blütenpflanzen, so dass es immer einige mit Blüten gibt.
Ein dritten, wichtiger Grund ist, dass die Bienenvölker immer schwächer werden - das betrifft vor allem die Honigbienen. Die natürliche Auslese findet nur noch bedingt statt - und wenn erst einmal eine "schwache Königin" ein neues Volk erzeugt, werden auch die meisten Nachkommen relativ anfällig auf schädigende Einflüsse sein.
Inwiefern der Klimawandel damit zu tun hat, ist umstritten und noch weitgehend unerforscht. Möglicherweise ist sogar die intensive Bienenpflege, die viele liebevolle Imker ihren Schützlingen zuteil werden lassen, auf Dauer eher hinderlich. Zumindest wäre es wünschenswert, wenn es mehr wilde Bienenvölker gäbe, bei denen sich die natürliche Auslese (Evolution) durchsetzt.
Der Genom (die gesamtheit aller genetischen Informationen einer Art) verändert sich also - und zwar offensichtlich zum Nachteil der Bienen.
Eine Initiative zum Schutz von Bienen und zum Erlernen des Imker-Handwerks mit dem Fokus auf wesensgemäße Bienenhaltung ist - neben vielen anderen - der Verein Mellifera. Mellifera e. V. wurde 1986 als Vereinigung für wesensgemäße Bienenhaltung gegründet. Anlass war die Ausbreitung der aus Asien eingeschleppten Varroamilbe, die zu massiven Völkerverlusten führte. In den Jahrzehnten zuvor hatte sich die Imkerei technisch perfektioniert, um die Erträge zu steigern, und hatte alles Machbare umgesetzt. Hier gehts zu der Mellifera-Facebook-Seite für aktuelle Informationen.
Literatur zum Thema Bienen
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Produkt | Beschreibung | Preis bei Amazon * |
Die Bienenzucht von Anton Janscha (Original-Nachdruck) |
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Die Geschichte der Bienen (Roman) |
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Imkern Schritt für Schritt: Für Einsteiger |
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Wildbienen: Die anderen Bienen |
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Quellen:
- Wikisource: Anton Janscha
- Wikisource: Laurenz Janscha
- Deutsche Biografie.de: Lorenz Janscha
- Bayerische Staatsbibliothek digital: Abhandlung vom Schwärmen der Bienen
- Bayerische Staatsbibliothek digital: Vollständige Lehre von der Bienenzucht
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