Anna Atkins (1799 - 1871)
Anna Atkins war eine englische Naturwissenschaftlerin und Illustratorin, die aber vor allem als Fotografin bekannt geworden ist. Sie verwendete das fotografische Cyanotypie-Verfahren, um Blätter und Blüten von Pflanzen fotografisch zu dokumentieren. Sie veröffentlichte das erste Buch, dessen Bilder mithilfe eines fotografischen Verfahrens erstellt wurde.
Anna Atkins wurde am 16.03.1799 in Halstead Place, Kent, (Großbrittannien) geboren. Ihre Mutter starb bei der Geburt. Ihr Vater war der Naturwissenschaftler John Georg Children (nach ihm wurden das Mineral Childrenit und die Schlange Children-Python benannt). John Children lebte zunächst vom Vermögen seines Vaters, was ihm ein intensives Naturstudium erlaubte. Seiner Tochter Anna ließ er in diesem Kontext alle Freiheiten, sich ebenfalls naturwissenschaftlichen Studien hinzugeben.
Anna Atkins war nicht nur Naturforscherin, sondern hatte auch ein großes künstlerisches Talent. Sie illustrierte ein Buch ihres Vaters mit über 200 Zeichnungen von Muscheln.
1825 heiratete sie den Großgrundbesitzer John Pelly Atkins. Über ihr Privatleben ist wenig bekannt. Allerdings blieb die Ehe kinderlos - und Anna blieb ihren naturwissenschaftlichen Forschungen treu.
Cyanografie
Vater Children und Tochter Anna waren mit dem Physiker Sir John Herschel befreundet - und der entwickelte 1839 die Cyanografie. Wie auch die Daguerreotypie und die Talbotypie ist dies ein Verfahren, mit dem man Lichtstrahlung auf einem Papier festhalten konnte. Dabei wird ein Papier in speziellen, chemischen Lösungen getränkt, wodurch es eine lichtempfindliche Oberfläche erhält.
Legt man dieses Papier nun ins Sonnenlicht, so wird die Oberfläche blau und fest bzw. wasserbeständig. Wenn man allerdings bestimmte Teile abdeckt und so der Sonneneinstrahlung verhindert oder verringert (sog. Photogramm), dann bleiben diese Teile hell. Nach ca. 10 - 20 Minuten kann man das Papier abwaschen: die belichteten Teile bleiben als blaue Flächen bestehen, der Rest wird abgewaschen und bleibt entsprechend hell. Man nennt diese Fototechnik auch "Blaupause" - man könnte sie auch als "Sonnendrucke" ("sun prints") bezeichnen.
Bildband "British Algae"
Anna Atkins erlernte das Verfahren recht schnell und fertigte anschließend hunderte solcher Blaupausen-Fotos von Algen an. Diese Bilder wurden in dem umfangreichen Bildband "British Algae: Cyanotype Impressions" veröffentlicht. Einige Jahre später (1854) kam ein zweites Buch hinzu: "Cyanotypes of British and Foreign Flowering Plants and Ferns".
Werke und Schriften
- 1843/44: British Algae: Cyanotype Impressions
- 1852: The Perils of Fashion
- 1843–1853: British Algae in parts
- 1853: Memoir Of J G Children
- 1854: Cyanotypes of British and Foreign Flowering Plants and Ferns
- 1859: Murder Will Out
- 1863: A Page from the Peerage
Zu Lebzeiten war sie weder berühmt noch erfolgreich. Das Cyanografie-Verfahren war nicht so spektakulär die Talbotypie, mit dem deutlich realistischere Bilder erzeugt wurden. Erst im 20. Jahrhundert wurde Atkins und ihre Arbeiten wiederentdeckt. Sie gilt seither als die erste Frau, die ein fotografisches Verfahren benutzt hat - und somit als erste Fotografin.
Anna Atkins starb am 9. Juni 1871. Sie wurde 72 Jahre alt.
Video mit einem Atkins-Buch
Dass folgende Video habe ich bei Oceparx gefunden. Es zeigt, wie ein Exemplar der British Algae: Cyanotype Impressions "entpackt" wird.
Anna Atkins Google Doodle
Der Suchmaschinenriese Google widmet Anna Atkins anlässlich ihres 216. Geburtstages am 16.3.2015 ein sog. Google Doodle auf der Startseite, um ihre Leistungen damit zu würdigen. Das Doodle zeigt das Google Logo als (fiktive) Cyanografie. Statt der sechs Google-Buchstaben sind Blätter-Fotogramme zu sehen:
Hier das Doodle mit den Google-Buchstaben:
Foto-Pioniere bei Google
Google hat bereits einige Fotografie-Pioniere gewürdigt, zum Beispiel
oder Eadweard Muybridge:
Hier noch ein typisches Bild von Anna Atkins:
Quelle / Weiterlesen
- Seeing is believing (engl.)
- Anna Atikin Doodle (engl. Google.com)
- René Laënnec (1781 - 1826) - Erfinder des Stethoskops
- Ada Lovelace Google Doodle
- Auch wenn es nur indirekt damit zu tun hat, nicht vergessen: am Freitag ist Sonnenfinsternis. Wer noch keine geeignete Schutzbrille hat, unbedingt besorgen, weil direktes Sonnenlicht sehr schädlich für die Augen ist.