Was ist ein Spiegelmikroskop?

Der Begriff "Spiegelmikroskop" ist nicht eindeutig definiert. Er wird in verschiedenen Zusammenhängen unterschiedlich genutzt. Spiegel werden in Mikroskopen an verschiedenen Stellen verwendet.

Spiegel als Lichtquelle (unter dem Mikroskop)

Mikroskop Zeiss 1879
Mikroskop mit Spiegel
(Zeiss 1879, Foto: Dr. Timo Mappes)

Als es noch keine künstliche Beleuchtung gab, benutzte man Spiegel als Lichtquelle unter dem Kreuztisch / Präparat, um die durchleuchtende Lichtstrahlung mit Hilfe von Linsen zu bündeln und zu vergrößern. Ein Spiegel ist also (auch) als Lichtquelle zum Mikroskopieren geeignet. Heutzutage gibt es zwar immer noch Spiegelmikroskope (Spiegel als Lichtquelle), allerdings sind die Differenzierungsmöglichkeiten von künstlichen Lichtquellen (Lampen) so gut, dass diese in professionellen Zusammenhängen bevorzugt werden.

Beim Mikroskopieren mit Spiegel als Lichtquelle muss man darauf achten, dass man den Spiegel niemals direkt ins Sonnenlicht dreht. Denn das eindringende Licht kann die Netzhaut des Auges schädigen. Das ist vergleichbar mit dem direkten Blick in die Sonne (z.B. bei einer Sonnenfinsternis). Auch dabei muss man das Auge schützen. Man sollte daher beim Mikroskopieren mit Spiegel das Mikroskop immer so aufstellen, dass es der Sonne abgewandt ist - also so, dass man die Sonne im Rücken hat. In geschlosssenen Räumen sind solche mit Fenstern nach Norden zu bevorzugen. In vergangenen Zeiten hatten die Mikroskopierräume an Kliniken und Universitäten stets Nordlicht.

Spiegel zum Umleiten (im Mikroskop)

Innerhalb des Strahlengangs im Mikroskop können an verschiedenen Stellen Spiegel angebracht sein, um das Licht umzulenken. Das ist bereits bei einfachen Lichtmikrskopen der Fall, die einen abgeknickten Tubus besitzen (damit man bequemer hineinschauen kann):

Spiegelmikroskop (Licht)
Spiegelmikroskop Funktionsweise - Verlauf des Lichts

Spiegel zum Verringern der chromatischen Aberration

Es gibt aber auch Mikroskope, die das Licht zunächst über zwei gegensätzlich gewölbte Spiegel umleiten (einen konvexen und einen konkaven), um die chromatische Abweichung zu reduzieren. Das Objektiv besteht dabei in der Regel aus zwei Komponenten: einem relativ großen, konkaven Primärspiegel und einem kleineren, konvexen Sekundärspiegel, der sich zwischen dem Primärspiegel und dem Objekt befindet und dazu dient, das Bild vom Primärspiegel zur Brennebene zu vermitteln. Obwohl reflektierende Ziele keine chromatische Aberration aufweisen, müssen sie für sphärische Aberrationen korrigiert werden, entweder durch Verwendung von asphärisch reflektierenden Komponenten oder durch Hinzufügen geeigneter brechender Linsen.

Endothel-Spiegelmikroskop

Auch in der Augenheilkunde gibt es spezielle Spiegelmikroskope. Dieses funktioniert so ähnlich wie eine Spaltlampe. Man kann damit die Hornhaut (Oberfläche und Schichten) untersuchen. Diese hochmodernen Spiegelmikroskope werden zum Beispiel bei der Voruntersuchung vor einer Augenlaser-Operation genutzt (sog. Endothel-Spiegelmikroskop bei der Untersuchung eines Grauen Stars).

Auch bei Mikroskopen, die nicht nur sichtbares Licht, sondern andere Wellenlängen der elektromagnetischen Strahlung nutzen, macht man sich Spiegel zuhilfe. Denn je nach Metall und Beschichtung kann ein Spiegel auch Ultraviolette Strahlung und Infrarot-Strahlung reflektieren.

Weilerlesen / Quellen